2024


Vier spätgotische Skulpturen sog. Sängerfiguren

Die Familie von der Gabelentz besaß vier spätgotische Holzskulpturen, sog. Sängerfiguren. Für das Altenburger Land sind diese Figuren nicht uninteressant, da sie aus der Kirche in Breitenhain stammen, wo sie wohl in vorreformatorischer Zeit den Hochaltar schmückten. Die Figuren wurden dann später auch in den neuen Hochaltar von 1674 integriert. Im 19. Jahrhundert gelangten die Figuren in Privatbesitz. Die Figuren zählen zu den wenigen vorreformatorischen Stücken, die nachweislich aus einem Sakralbau des Altenburger Landes stammen. Es war daher von größter Bedeutung, die Stücke für die Altenburger Museen zu sichern.

Nicht alleine also, dass die Skulpturen zu den wenigen sakralen Stücken zu zählen sind, die sich aus vorreformatorischer Zeit im Altenburger Land erhalten haben, auch die Nutzung solcher Werke in der Nachreformation lässt sich an ihnen erzählen (es ist ja doch überaus faszinierend, dass sich in protestantischen Kirchen bzw. Regionen weit mehr gotische Werke erhalten haben als im katholischen Raum).

Schließlich ist auch wichtig, dass die Figuren Ende des 19. Jahrhunderts in eine Altenburger Privatsammlung gelangten (Dr. Linke), von wo sie an die Familie von der Gabelentz verkauft wurden und zur Ausstattung von Schloss Poschwitz. Sie erzählen somit auch vom Beginn privater Sammlungen deutscher, gotischer Kunst im Altenburger Land im Kontext des sich entwickelnden Nationalbewusstseins in den Jahrzehnten zwischen dem Ende des Alten Reiches und dem Ende des Ersten Weltkrieges. Selbstverständlich ist dies keineswegs gewesen! Lindenau selber beispielsweise hatte für seine Sammlung keine altdeutsche Kunst erworben. Erst die GAGO und von privater Seite insbesondere von Münchhausen und Löbe, später auch die Familie von der Gabelentz, waren es die die altdeutsche Kunst verstärkt in den Fokus nahmen. Da spielt natürlich auch die Frage nach der eigenen Nation, dem eigenen Land eine Rolle (das Lindenau-Museum war nicht umsonst als Landesmuseum bezeichnet, waren hier doch die landesgeschichtlichen Sammlungen der GAGO und der NAGO ausgestellt).

Der Altenburger Schlossverein beteiligte sich mit 600 € am Ankauf der Sängerfiguren.


Quelle: Residenzschloss Altenburg