Vortrag von Jörg Hahnel: Geschichten rund um das Schloss


Jörg Hahnel berichtet über Wissenswertes und Kurioses vom Altenburger Schloss

Der Diplom-Museologe Jörg Hahnel machte am Freitag im Bachsaal des Residenzschlosses mit seinem multimedialen Vortrag „Geschichten rund um das Schloss Altenburg“ bis zu 100 Besucher auf Wissenswertes, Kurioses und Nichtalltägliches neugierig. „Nachdem vorher schon unter Konrad III. deutsche Siedler in das damals von Slawen bewohnte Pleißenland kamen, erfolgte dann im 12. Jahrhundert eine größere Besiedlungswelle unter Kaiser Barbarossa“, begann Hahnel seine Ausführungen. Im Rahmen des Reichsheerzuges in den Jahren 1180 und 1181 strömten Franken, Sachsen, Schwaben und Hessen ins Altenburger Land, die Land an Stelle von Sold erhielten. Die Zwei- und Dreirösserstuben im Schloss bildeten übrigens die Unterkünfte der Dienstherren, die unter der Lehensverwaltung der Altenburger Burggrafen standen. „Das ‚Zwei- oder Dreirösser‘ stand also nicht für Pferde, sondern für geharnischte Ritter“, so Hahnel. Der Herr von Blanken erhielt Blankenhain als Sold, das er zu seiner Residenz ausbaute. „Interessant ist echt, dass das Schloss Blankenhain, das heute gemeinsam mit dem dortigen Landwirtschaftsmuseum eine einmalige Museumsanlage bildet, in enger Beziehung zum Altenburger Schloss stand“, sagte die Altenburgerin Barbara Grumpelt, die derlei Vorträge sehr gern besucht. Erwähnt wurde auch Margaretha von Österreich (1416-1486), die als Frau des Kurfürsten von Sachsen auf Schloss Altenburg wohnte. Margaretha war zudem bekannt für die Einführung des österreichischen Christbrotes, dem Laible mit Butter und Milch. Laible ist eine Stollenart, die aufgrund ihres Butterinhaltes erst mit der Zustimmung des Papstes unter das Volk kommen durfte. Man erfuhr, dass der Hausmannsturm des Schlosses als eine Art des heutigen Navis fungierte. Denn von hoch oben konnten die drei bedeutenden Handelswege durch das Osterland sehr gut in Augenschein genommen werden. Hahnel ging auch auf Fragen der Rechtsprechung im Altenburger Land ein. Bemerkenswert ist hierbei das Erbrecht des Jüngeren, das man so nur von der Schwarzwaldregion und Teilen des Schwabenlandes her kannte. Neu war für einige Zuhörer auch, dass der letzte regierende Herzog des Herzogtums Sachsen-Altenburg, Ernst II. (1871-1955), eine gebrauchte, überarbeitete Benz-Limousine fuhr. Diesbezüglich erinnerte sich der Vortragsgast Manuel Kunze an die Aussage einer Freundin seiner Großmutter, die oft auf dem Schloss weilte: „Sie erzählte unter anderem von Herzog Ernst II., wenn der mit seinem Auto den Schlossberg hinunter in die Stadt fuhr und dabei kräftig hupte. Da riefen die Kinder immer: ‚Die Hoheit kommt!‘“.

Wolfgang Riedel (OTZ)




Quelle: Ostthüringer Zeitung / Osterländer Rundschau - Fotos: Wolfgang Riedel (OTZ) / Steffen Dieg (Schlossverein)